Jede Woche gehe ich zwei Nachmittag in ein Altersheim wo ich Patienten im Zimmer behandele, die nicht in die Praxis kommen können. Am vorletzten Tag des Jahres war ich angemeldet bei Frau Hölderlin*. Wie üblich klopfte ich zuerst an bevor ich eintrat. Meistens sitzen die Patienten schon mehr oder weniger erwartungsvoll in ihrem Stuhl oder Rollstuhl oder liegen in Bett, wenn es sich so ergibt. Die Frau Hölderlin ist keine feste Bewohnerin des Altersheimes, sondern eine sogenannte Passantin. Solche Passantinnen brauchen meistens, bedingt durch einen Unfall oder eine Krankheit, vorübergehend extra Sorge und Pflege. Frau Hölderlin war vor einigen Wochen gestürzt und hatte sich den rechten Oberarm gebrochen. Eine Metallplatte sorgte jetzt für den nötigen Halt. Im Fachjargon heisst so etwa eine "Osteosynthese". Sie musste aber diesen Arm Ruhe geben und das wurde erreicht mit einem sgn Gilchrist; eine Art Schlinge, welche aber mit unzähligen, mit Klettband versehenen, Bändern eng am Körper angelegt werden muss. Das Pflegepersonal hatte mich schon einige Mal zur Hilfe gerufen, ihnen die exacte Anlegung zu zeigen oder zu kontrollieren. Diesmal war aber niemand da. Das Zimmer war peinlich genau aufgeräumt, aber Frau Hölderlin war weg. Nachfrage im Pflegebüro des Stockwerk ergab, dass man Frau Hölderlin vor einer halben Stunde in dem von ihrer Tochter geschobenen Rollstuhl hinunter hatte fahren sehen, wo die Frau Hölderlin an dem Endejahrslotto teilnehmen wollte. Die Tochter habe auch den Gilchrist angelegt, sagte mir die diensthabende Pflegefachfrau (so heissen heutzutage Krankenschwestern, es sei denn es sind Männer. Dann heissen sie Pflegefachmänner). Ich fragte gerade, ob man wisse, ob die Tochter diesen Gilchrist auch gut anlegen könne, da ging das Telefon. Im Lottosaal gäbe es einen Notfall mit eben dieser Frau Frau Hölderlin. Sie hätte ihren Gilchrist abgenommen, um besser Lotto spielen zu können. Da ich nun einmal da war, beschloss ich mit der Pflegefachfrau (mit der Pflege) runter zu gehen und mir den Notfall anzusehen. Unten in der Lottoarena war die Hölle los. Es wurden Zahlen über die Lautsprecheranlage gerufen, kleine rote Knöpfe wurden eifrig auf der entsprechenden Markierung auf der Lottokarte deponiert ohne dabei die schon platzierten nicht zu verschieben, was bei manchen Teilnehmer nicht so einfach war, da das Zittern der Hände manchmal umso stärker wird, wenn man etwas besonders vorsichtig machen will, und man schaute, ob die Nachbarin oder der Nachbar schon eine volle Karte hatte. Auch Frau Hölderlin sahen wir in diesem Hexenkessel. Im Gegensatz zu vielen anderen Teilnehmern und -innen, sass sie seelenruhig da und legte ab und zu einen Knopf auf dem Lottoblatt.Die Pflege sagte zu mir: " Also von Notfall keine spur. Sieh doch, wie schön der Arm im Gilchrist eingebunden ist." " Ja", sagte ich, " nur schade, dass dieser am gesunden linken Arm sitzt". Cor Madou* Name ist ein Alias. Der von der Patientin natürlich, nicht der von mir.
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Eveline Lang (Sonntag, 15 Januar 2017 18:39)
Bin freudig am lesen deiner Beiträge. Wünsche dir viele gute Moente mit deinen Patienten. Kompetenter wird keine und keiner behandelt.