Das Problem mit dem Mundschutz und Expertenwissen.

 

 

 

Seit dem 16 März trage ich bei meinen Patienten einen Mundschutz. Da diese in den Apotheken nicht mehr vorrätig waren, habe ich die mir besorgt via die Mailadresse «coronavirus@ag.ch», was ausgezeichnet funktionierte. Innerhalb von wenigen Tagen hatte ich, umsonst, 50 Hygienemasken, wie sie offiziell heissen. Nachdem die Einschränkungen für die Physiotherapiepraxen aufgehoben sind, können auch die Patienten eine Maske tragen, müssen diese allerdings entweder selbst mitbringen oder von der Praxis (gegen Bezahlung von 2 Franken) zur Verfügung gestellt werden.

 

 

Dies alles steht in dem Schutzkonzept, dass die Physiotherapeuten übrigens selbst (jede Praxis für sich) verfassen mussten, da der Verband das nicht hingekriegt hat. Der kommt aber eventuell kontrollieren, ob eine Praxis ein Konzept hat. Als hätten die Praxen nichts Besseres zu tun als auf den Kontrolleur zu warten.

 

 

Also habe ich mir ein Konzept zusammengestellt, in dem u.a. stand, motiviert wie ich war, dass sowohl Patient als auch Therapeut bei der Behandlung einen Mundschutz tragen müssen. Da mir beim Verfassen des Konzeptes die Frau Plaudertasse in den Sinn kam, habe ich noch schnell hinzugefügt, dass der Austausch von mündlicher Mitteilung auf das absolute Minimum gehalten werden soll.

 

Da aber eine Therapiesitzung meistens anfängt mit der Frage: `` Wie geht es Ihnen heute? `` und wir dann erwarten, dass der Patient sich höchstwahrscheinlich verbal etwas eingeengt fühlt, wenn er  nur den Daumen hoch, wenn gut, oder runter, wenn nicht gut, zeigen darf, hatte ich mir in der Praxis ein Gebärdenlexikon aufgehängt. Damit, so dachte ich mir, sind die Patienten, wenigsten in Theorie, im Stande, sich auch etwas näher zu erklären, werden sich aber kurzfassen, da sie diese Sprache ja nicht so gut beherrschen. Voller Ungeduld wartete ich dann auch auf einen neuen Patienten, der sich bei mir angemeldet hatte. Mit dem wollte ich dann zum ersten Mal austesten, ob mein Konzept funktioniert.

 

Der Patient kam dann mit Begleitperson, da sie nicht selber fahren durfte. Sie hatte, u.a. Verbrennungen 3. Grades an den Händen, und auf der Verordnung stand: `` Keine aktiven Bewegungen mit den Händen``.

 

Mein Konzept habe ich in den Mülleimer geworfen.

 

Das ich das ohne weiteres machen kann zeigt mir das BAG. Das beugt sich die Empfehlungen zur Vorbeugung so zurecht, dass es in ihrem Kram passt. Das beste Beispiel ist die Aussage von BAG-Experte  Daniel Koch in einem Medienbericht vom 16. April: «Von Kindern geht keine Gefahr aus» und Grosseltern könnten gefahrlos ihre Enkel umarmen. Noch eine Woche zuvor wies Koch stets dazu an, keinen Kontakt zwischen Grosseltern und Enkeln zuzulassen.

 

Der Experte begründete die Neubeurteilung damit, dass besonders Kinder unter zehn Jahren praktisch nicht infiziert und das Virus nur selten weiterübertragen würden. «Kleine Kinder sind nicht infektiös, weil sie die Rezeptoren gar nicht haben, um infiziert zu werden», sagte Koch vor den Medien. Somit könnte man ab dem 11.Mai auch ohne weiteres die Schulen für Kinder zwischen 6 und 10 Jahren wieder öffnen. Schüler und Studenten werden erst ab dem 9. Juni voraussichtlich wieder anfangen.

 

 

Eine deutsche Studie nämlich drohte dem Plan von Daniel Koch, die Schulen am 11. Mai wieder zu öffnen, ein Strich durch die Rechnung zu machen. Denn die Ergebnisse der Untersuchung des deutschen Virologen Christian Drosten zeigen laut der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» «keinen signifikanten Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen».

 

Doch nur einen Tag später veröffentlichte Drosten die Ergebnisse einer «hervorragenden» Studie aus China. Darin heisst es: Wir stellen fest, dass Kinder von 0 bis 14 Jahren weniger anfällig für SARS-CoV-2-Infektionen sind als Erwachsene im Alter von 15 bis 64 Jahren.» Weiter kommen die Forscher der Studie zum Schluss, dass Social Distancing ausreiche, um das Coronavirus zu kontrollieren. Und darauf basiert das BAG in seiner Expertenempfehlung.

 


Der Mediziner Adriano Aguzzi rät Grosseltern hingegen: «Umarmen Sie Ihre Enkel nicht!» Noch sei völlig unklar, inwiefern Kinder als Vektoren, sprich als Überträger der Krankheit, fungieren.

 

 

 

Und was macht also man in Deutschland? Genau!  Genau umgekehrt wie in der Schweiz.  Zuerst gehen alle in die Schule die Abschlussprüfungen machen müssen. Später folgen dann die jüngeren Altersklassen.

 

 

 

Wer recht hat? Ist mir langsam egal, denn wer so dumm ist sich in seinen Entscheidungen auf eine einzige Studie zu stützen, der verdient es nicht, dass man ihn ernst nimmt. Was geschieht, wenn die Infektionen nach der Schuleröffnung wieder zunehmen? Wer da wohl die Verantwortung übernimmt?

 

 

 

Mein Hygienekonzept hat jedenfalls soeben Gesellschaft bekommen von dem Medienbericht von Herrn Koch.

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0