Wie wir umgehen mit Corona.
Eine Patientin von mir hatte sich Ende November infiziert mit dem Coronavirus. Sie wurde auf offener Strasse in der Bundeshauptstadt, wo sie (mit Mundschutz) unterwegs war, von einem Passanten voll ins Gesicht gehustet. Einige Tage später bekam sie Kopfschmerzen und hatte Fieber.
Danach wurde sie so schwach, dass sie kaum Ihr Handy aufheben konnte, um den Hausarzt anzurufen, der ihr riet zur Praxis zu kommen. Er kam nicht, wegen Coronaverdacht. Auch durfte sie sich nicht von einem Bekannten hinfahren lassen. Wegen Infizierungsgefahr für den Fahrer. Sie musste sich ins Auto schleppen und selbst hinfahren.
Bei der Praxis angekommen musste sie sich melden in einem Containerunit, extra für Patienten mit Verdacht auf Corona neben und separat von der Praxis aufgestellt. Das hatte man getan, um Coronapatienten und ``normale`` Patienten nicht in Kontakt kommen zu lassen. Da, im Container, wurde sie getestet, und zwar positiv. Aber ins Spital bräuchte si nicht gehen, es ei denn es ginge ihr noch schlechter. Aber sie dürfe nicht gebracht werden. Eventuell mit dem Krankenwagen.
Da er bei der Untersuchung ein rasselndes Geräusch in der Lunge festgestellt hatte, sagte der Arzt, sie müsste eigentlich ein Röntgenbild der Lunge machen lassen, aber das Röntgengerät stand in der Praxis nebenan, und da dürfe sie nicht hinein. Aber sie könne sich zur Notaufnahme im Kantonspital gehen, um sich röntgen zu lassen. ``Steht der Röntgenapparat auch in einem separaten Trakt? `` fragte sie.
`` Eh……nein``
`` Gibt es einen separaten Eingang für Coronainfizierte? ``
`` Nein, sie müssen sich einfach in die Notaufnahme begeben, wo alle hineingehen``
`` Aber dann infiziere ich ja womöglich andere, nicht Coronapatienten.``
`` Eh….``
Also, um eine lange Geschichte kurz zu machen. Sie ging nicht hin, sondern nach Hause, ins Bett, da sie ja krankgeschrieben war mit dem positiven Coronabefund. Nach Hause, wo sie in zwei Wochen 7 Kilo an Gewicht verlor, bevor sie nach 3 Wochen wieder halbwegs auf den Beinen stand.
Zwei Wochen später war sie bei mir in der Praxis. Auf meine Frage ob sie jetzt Coronanegativ sei, sagte sie: `` Das weiss ich nicht. Man wollte mich nicht nochmals testen. Das wäre nicht nötig, denn ich wäre ja wieder gesund und ich bräuchte den positiven Coronabefund ja nur um von der Versicherung das Krankentaggeld bekommen zu können. Wenn man sich wieder erholt habe, brauche man sich nicht mehr testen. Zu teuer. ``
`` Aber sie könnten mich oder andere ja noch anstecken, wenn sie noch nicht negativ sind``.
`` Da müsste ich, laut Arzt, schon Profifussballer, Skispringer oder sonst was sein um einen Kontrolltest zu bekommen``.
Willkommen im Jahr 2021. Das Jahr, das in die Geschichte eingehen wird als: Lockdownjahr.
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